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Ghashgai-Nomaden nahe Shiraz

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-- Textauszüge --

Stern erwacht

Die ausgestorbene Stadt

 

I R R F A H R T

 

Info zum Text

 

Irrfahrt

Roman

 

Iran im Dezember 1977. Noch ist Shah Mohammed Reza Pahlewi unangefochtener Herrscher des Landes. Erste gegen das Regime gerichtete Demonstrationen, Vorboten der "Islamischen Revolution", werden nur am Rande wahrgenommen.

Auch Igor Stern, ein deutscher Fotograf, der jahrelang mit seiner Familie in Teheran gelebt und gearbeitet hat, die verbleibenden Monate bis zu seiner geplanten Rückkehr nach Deutschland jedoch allein in der Stadt verbringt, misst dem Aufbegehren wenig Bedeutung bei. Lediglich die verstärkte Anwesenheit moslemischer Geistlicher im Stadtbild verunsichert ihn. Als ihn eines Tages ein Mullah an der Pforte seines Hauses in aufdringlicher Weise um Spendengelder angeht, beginnt er an der Harmlosigkeit der Demonstrationen zu zweifeln.

Beunruhigt durch die Lage, aber auch mit sich selbst im Unreinen bricht Stern unvermittelt in seinem VW-Bus zu einer Kreuz-und-Quer-Fahrt durch die südlichen Provinzen auf. Polizeikontrollen auf den Straßen, Militärposten selbst an abgelegenen antiken Stätten, verwaiste Dörfer und Städte, deren Bewohner sich in Erwartung von Unruhen in ihre Häuser zurückgezogen haben, eine geschlossene Krankenstation, zu der er ein sterbenskrankes Nomadenkind fährt, bestürzen ihn und verstärken den Eindruck , dass eine politische Wende im Land bevorsteht.

Obwohl Stern gerade zu diesem Zeitpunkt in einer beruflichen Krise steckt, ist die Verlockung groß, als Fotograf Zeuge eines möglichen Umbruchs zu werden. Doch die Vorstellung, seinen Aufenthalt im Iran auf unabsehbare Zeit zu verlängern, bringt ihn in Bedrängnis, hat er doch seiner Frau Milena, die er liebt, und den Kindern Julian und Justine, denen er sich innig verbunden fühlt, die baldige Rückkehr nach Deutschland versprochen. Im Zwiespalt zwischen Bleiben und Zurückkehren sieht er sich stets aufs Neue in Erinnerungen an sie verstrickt: an die gemeinsame Zeit in ihrem Haus mit dem verwunschenen Garten in Teheran, an Entdeckungsreisen durch das Land mit seinen faszinierenden Wüstenräumen, an Picknickpausen und einsame Nächte unter einem weitgespannten Sternenhimmel, an die Begegnung mit Menschen und Besuchen bei den Gashgai-Nomaden, und - über allem - an die Freude, "einfach frei und gemeinsam unterwegs zu sein". Erst in der Vergegenwärtigung einer mit Steinen als Waffen ausgetragenen Dorffehde im Hindukusch, die Stern im Fotografierrausch unter Lebensgefahr dokumentiert hat, klärt sich für ihn die Situation. Am Ende eines langen Reisetages, nach einer "irren" Fahrt bei Hitze, Sandsturm, Regen, Schnee trifft er die Entscheidung.

Umfang des Romans: 245 Seiten

Glossar persischer Wörter

Ashura: Todestag des Imam Hussein, Nachkomme des Propheten. Er wurde im Jahre 680, als er versuchte, die Herrschaft über das Kalifat zu gewinnen, ermordet; gilt den Shiiten als Märtyrer. An seinem Todestag im Trauermonat Moharram finden Prozessionen und Passionsspiele statt, bei denen in Ekstase geratene Männer sich in aller Öffentlichkeit geißeln.

Bari: Pick up

Farsi: Korrekte Bezeichnung der persischen Sprache

Gashgai: Nomadenstamm

Noruz: Persisches Neujahrsfest zu Frühlingsanfang (ca.21.März)

Shahpur I, Shahpur II: Könige der iranischen Sassaniden-Dynastie;
Shahpur I. (241 –272), Shahpur II. (309 – 379)

Sholuch: Generell: Unordnung; während der Revolution (1978/79) für jede Art von Unruhe, Aufruhr benutzt.

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