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Greta

Godberg

 

 

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Biographisches/Bibliographisches

 

 

Über mich

Als ich knapp vier Jahre alt war, kurz nach dem Tod meines Vaters, nahm meine Großmutter mich mit auf eine ihrer langen Reisen vom Ruhrgebiet nach Ostpreußen zu unseren Verwandten. Ich habe nur wenige authentische Erinnerungen an diese Zeit, eine verschwommene Szene hier, ein scharfes Bild dort. Trotzdem muss sich mir die Reise mit all ihren Ingredienzen des Unterwegseins tief eingeprägt haben: die Zugfahrt mit den am Fenster vorübergleitenden Landschaften, die Stimmen und das Gedränge auf den Bahnsteigen, die aus Taschen und Körben gezauberten Mahlzeiten, der Schlaf zum Wiegenlied des dahinrollenden Zuges, schließlich die mit Wiedersehensfesten begangene Ankunft und Kutschfahrten von einem Hof zum anderen, eine mit Heimweh einhergehende Kinderkrankheit, dann, nach drei Monaten der Abschied und die Heimkehr. Und als wäre das alles nicht schon genug an Abenteuer für ein Kind gewesen, folgten dieser Reise - bedingt durch den Krieg und den Beruf meiner Mutter - zwei Jahre mit wechselnden Adressen in Deutschland und Österreich. Ich lebte in Hotels und Pensionen, einige Monate sogar in einem abgelegenen Schloss.

Nach dem Krieg, "sesshaft" geworden, entdeckte ich die Welt der Buchstaben. Lesen und bald auch schon schreiben, waren mir Abenteuer genug, bis mir - ich war inzwischen 14 Jahre alt - ein Buch über Japan in die Hände fiel. Mit Herzklopfen tauchte ich ein in das Land, das sich vor mir in Text und Bild ausbreitete, ging im Wachen und in Träumen umher zwischen Tempeln und Schreinen, sah mich als Besucher von Kirschblütenfesten und Festen zur Dämonenaustreibung, verlor mich in Haikus und war fasziniert von den Schilderungen eines Theaters als Mysterienspiel, mit Brokatgewändern und Masken, begleitet von einer, wie es hieß, für westliche Ohren fremdartigen Musik mit Flöten und Trommeln. Immer wieder nahm ich das Buch zur Hand, verpasste wenige Jahre später neben Hörspielen und literarischen Beiträgen keine einzige der nächtlichen Sendungen unter dem Titel "Großstadtmelodie" im Radio: Kairo, Bagdad, Bombay, Bangkok, Tokyo ... Ich wollte die Großstädte der Welt, ich wollte die Welt überhaupt sehen, exotische Landschaften, berühmte Bauwerke, ich wollte fremde Kulturen, vor allen aber Menschen kennenlernen und ihnen nahekommen. Und darüber schreiben. Die Idee zu einer langen Reise war geboren. Aber als Mädchen, als junge Frau allein? Damals? "Fast" undenkbar.

Das Glück bescherte mir einen Menschen, der meine Wünsche und Leidenschaften teilte. Inspiriert von der Beatnik-Bewegung, Jack Kerouac`s Buch "On-The-Road" im Gepäck, brachen wir auf, uns in einer jahrelangen Reise die Welt zu "erobern", Abenteurer und Forscher zugleich, per Autostop, mit Bussen, Zügen, Schiffen, später auch mit dem Flugzeug und dem eigenen Auto.

Neben bekannten Zielen lockten uns Abseitspfade. Mit jugendlichem Elan gingen wir sie oft bis an die Grenzen unserer Belastbarkeit. Die Tagebuchaufzeichnungen unserer ersten Forschungsfahrt den Nil aufwärts von Stadt zu Stadt, Dorf zu Dorf, zeigen deutlich, dass wir uns oft in einem Zustand befanden, den man heute Kulturschock nennt. Sie sind scharfsichtig, aber auch scharfzüngig, arrogant und manchmal boshaft - eine Gratwanderung zwischen Höhenrausch und Überdruss, ja, Ekel und Abwehr. Sie machen auch deutlich, in welche Gefahren wir uns zuweilen begeben haben. Trotzdem: das Sprichwort "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um", traf bei uns glücklicherweise nicht zu. Später, auch während unseres Lebens als Familie in verschiedenen Städten des inner- und außereuropäischen Auslands, haben wir gelernt, bei allem Engagement auch Distanz zu wahren.

Eine Kostprobe meiner/unserer Erfahrungen, sowohl in literarischen Arbeiten als auch in Tagebuchaufzeichnungen, habe ich auf dieser Website zusammengestellt. Ich betrachte sie als Anthologie meines Schreibens und Reisens.

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